CLAUDIA MEYER

Die Dreigroschenoper (2009), Bertolt Brecht
Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar

  • Die Dreigroschenoper - Claudia Meyer - Deutsches Nationaltheater Weimar - Bild
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Fotos: Bernd Uhlig


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Es spielen: Irina Wrona, Petra Hartung, Julia Zabolitzki, Ulrike Knobloch, Michelle Haugen, Florian Jahr, Christian Klischat, Nico Delpy, Markus Fennert, Paul Enke, Martin Andreas Greif, Christoph Heckel, Marc Pohl, u.a.


Bühne: Nicola Schmid/ Claudia Meyer


Kostüme: Nina Lepilina


Klangregie: Marcus Schmickler


Musikalische Leitung: Hans-Jörn Brandenburg, Michael Wilhelmi


Dramaturgie: Felix Ensslin

«Das Nationaltheater Weimar bot eine farbige Inszenierung. Inszenierung: Claudia Meyer, sie kommt aus der Regieklasse der Schauspielschule »Ernst Busch«. Zu Beginn agiert Macheath nicht allein, wie sonst üblich, sondern die komplette Personnage. Ganz vorn an einer Tafel sitzend, zelebriert sie die Mackie-Messer-Moritat. Das ist kein andächtig Singen. Hier wird Theater auf dem Theater gespielt. Mal »singen« alle, mal einige, mal einzelne. Schneller, langsamer, die Lautstärke pendelt. Ein scharfer, rüder kollektivistischer Reigen, der dem Publikum sofort klarmacht, wo der Hammer hängt.
Imposant der Helden starres, stures, störrisches, steifes Glotzen. So hätte sich das Brecht vorgestellt. Anstand, Sitte, Moral – das Stück pfeift bekanntlich drauf. »Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.« Der Rest ist Lyrik. Was kann der Mensch schon ausrichten? Macheath, die Typen seiner Bande, Polly, Lucie, Spelunkenjenny, Jonathan und Celia Peachum, die Huren, Bettler, Konstabler – fast alle haben ihre Lieder, Songs. Es gibt Duette, Terzette, große Ensemblegesänge wie die Choräle und das ausgeführte, höchst eindringliche Finale der Dreigroschenoper.
Eine Kunst für sich, diese Dinge umzusetzen. Welcher Schauspieler, der sich darin mal probiert hat, wüsste nicht ein Lied davon zu singen. Die Polly der Irina Wrona passt zu ihm wie das Pflaster auf die Wunde. Bisweilen überspielte sie rotzig sprechend, was hätte klar gesungen werden müssen. Ansonsten war sie fabelhaft. Zwingend, wie etwa das »Anstatt- Dass«-Duett der mit dem Elend handelnden Celia und Jonathan Peachum (Petra Hartung, Christian Klischat) intoniert wurde. Auch die Songs von Spelunkenjenny (Julia Zabolitzki), Lucy (Ulrike Knobloch) entpuppten sich in ihrer schnodderigen, milieugerechten Tongebung als sehr treffend. Die Chöre gelangen mustergültig, musikalische Konzeption, Einstudierung und Korrepetition Hans-Jörn Brandenburg/Michael Wilhelmi.
Ein Wort zur Bühne (Nicola Antonia Schmid/Claudia Meyer). An der Rückwand befestigt ein Fahrstuhl aus Glas, Transportmittel, Knastzelle, Hinrichtungsstätte in einem. Leicht erhöht die Band mit Blech, Schlagzeug, Banjo, Gitarre, Klavier, Celesta, Harmonium, Akkordeon, Kontrabass.»
Neues Deutschland, Stefan Amzoll, November 2009